Für den Abend des 21. April 2021 sagte der Wetterbericht eine klare Nacht voraus. An diesem Abend stand der zunehmende Mond kurz nach seinem ersten Viertel hoch am Himmel und einer der schönsten Krater überhaupt, der Copernicus, und seine interessante Umgebung waren optimal nahe des Morgenterminators (der Schattengrenze) zu beobachten.
Zunächst vereitelte jedoch eine hohe Cirrusbewölkung die erfolgreiche Beobachtung. Dafür war ein sehr schöner und heller 22°-Halo um den Mond zu bewundern. Dieser entsteht durch Lichtbrechung und Reflektion an den Eiskristallen in der Bewölkung.
Schließlich verzogen sich die Wolken und der Mond strahlte in ungetrübter Pracht hoch vom Himmel. Der Blick durch das Teleskop ließ erkennen, worauf ich gehofft hatte. Die Luftruhe war sehr gut und es waren bei hohen Vergrößerungen viele Details im Okular des Newton-Teleskops mit 200 mm Spiegeldurchmesser zu erkennen.
Nun war es an der Zeit, einige Videoaufnahmen der interessantesten Mondformationen aufzunehmen. Folgend sind einige Aufnahmen mit den Erklärungen aufgeführt. Aufgenommen wurden die Videos mit einer ALCCD II und einer 3-fach Barlowlinse am 8 Zoll Newton. Sie hatten eine Länge von durchschnittlich 3000 Bildern und wurden mit Autostakkert und Registax 6 bearbeitet.
1) Der Mondkrater Copernicus ist nahe der Mitte der Mondscheibe fast in direkter Draufsicht zu beobachten. Er besitzt einen Durchmesser von 93 Kilometern und eine Tiefe vom Kraterrand bis zum Boden von 3800 Metern. Mit einem Alter von ca. 800 Millionen Jahren ist er ein sehr junger Krater, der dadurch auch ein weitreichendes Strahlensystem besitzt. Dieses ist am besten bei Vollmond zu erkennen und besteht aus Staub, der beim Einschlag weit fortgeschleudert wurde.
2) Das Zentralgebirge besteht aus mehreren bis zu 1200 Meter hohen Bergen, die sich durch die zurückfedernde Mondkruste nach dem Einschlag bildeten.
3) Der Kraterwall weist terrassenartige Rutschungen auf, als das Mondgestein nach dem Einschlag teilweise in den Krater gerutscht ist. Die Höhe des Kraterwalls über dem umgebenden Gelände beträgt etwa 900 Meter.
4) Der Doppelkrater Fauth mit zwölf bzw. zehn Kilometern Durchmesser bildet die Form eines Schlüsselloches. Vermutlich sind beide Krater zeitgleich entstanden durch den Impakt eines kurz vor dem Einschlag in zwei Teile zerbrochenen Körpers.
5) Die Rima Gay-Lussac, eine etwa 40 Kilometer lange Rille in der Mondlandschaft, die eine tektonische Einbruchzone darstellt.
6) Die Montes Carpatus (Karpatengebirge) bilden eine wenig spektakuläre Gebirgsformation mit einer Länge von rund 360 Kilometern und maximalen Gipfelhöhen von 2400 Metern. Viele Gebirge auf dem Mond sind nach irdischen Vorbildern benannt. So gibt es auch die Mondalpen, die Apenninen, den Kaukasus oder den Jura.
7) So genannte Sekundärkrater überziehen den Mondboden in weitem Umkreis des Kraters Copernicus. Durch den gigantischen Einschlag wurden große Gesteinsbrocken aus dem Mondboden herausgeschleudert und gingen in der Umgebung des Einschlagortes nieder. Dort bildeten sie Kleinkrater sowie ganze Kraterketten.
1) Der 61 Kilometer durchmessende Krater Bullialdus wirkt wie der kleine Bruder von Copernicus und hat ein ähnliches Erscheinungsbild mit terrassenförmigen Kraterwänden und einem hohen Zentralgebirge.
2) Auch um Bullialdus sind viel Auswurfmaterial und Sekundärkrater zu erkennen, die der Einschlag heraus geschleudert hat.
3) Der Geisterkrater Wolf T wirkt wie eine Hochebene mit 27 km Durchmesser. Flüssige Lava hat den Krater bis zum Rand aufgefüllt, so dass der Kraterboden nun über dem umgebenden Niveau liegt.
4) Die 256 km lange Hesiodus-Rille ist eine grabenförmige tektonische Bruchzone. Aufgrund ihrer Breite ist sie relativ leicht mit einem kleineren Teleskop auszumachen. Auf dem Foto zieht sie sich bis zum unteren Bildrand.
5) Der Krater Kies ist ein weiterer Geisterkrater mit einem Durchmesser von 45 km. An seinem unteren Rand ist ein etwa fünf Kilometer breiter Durchbruch zu erkennen, durch den die Lava den Krater vermutlich geflutet hat. Der kleine Grat auf der rechten Seite verleiht dem Krater das Aussehen einer Lupe. Links von Bullialdus ist ein dritter Geisterkrater zu erkennen.
6) Als die "Hörner" von Kies A werden die beiden Schattenkegel des Kraterrandes von Kies A bezeichnet, wenn sie sich bei tief stehender Sonne weit in die Ebene erstrecken. Auf diesem Bild schön zu sehen.
7) Kies Pi ist ein kleiner Vulkankegel, welche auch als Dome bezeichnet werden. Der ehemalige Schildvulkan hat einen Basisdurchmesser von über zehn Kilometern ist aber nur 160 Meter hoch und daher nur bei tiefstehender Sonne gut zu sehen. Auch der nur etwa einen Kilometer große Gipfelkrater ist deutlich abgebildet. Ein Zeuge früherer vulkanischer Aktivität auf unserem inzwischen völlig erkalteten Erdtrabanten.
Dieses Bild zeigt einen Teil der kraterübersäten Hochebene des Mondes. Links oben ist der sehr junge Krater Tycho zu sehen, der durch sein Strahlensystem bekannt ist. Mit 86 km Durchmesser erscheint er fast klein gegen die uralte, 245 km durchmessende Wallebene Clavius, rechts im Bild. Diese ist durch jüngere Einschläge stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Das sollte für diese Nacht genügen, da der Mond allmählich tiefer an den Horizont rückte und die Luftruhe schlechter wurde.