5. März 2021 - 18:25 Uhr
Eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang fuhr ich los, um einige schöne Abendstimmungen in der "Großen Grabenniederung" einzufangen. Die überschwemmten Wiesen mit den zahlreichen Entenvögeln, Gänsen und Kranichen boten im letzten Tageslicht eine wundervolle Stimmung.
5. März 2021 - 18:45 Uhr
Zahlreiche Entenvögel erfüllten mit ihrem Geschnatter die Abendluft. Im Hintergrund ist der Kirchturm von Molkenberg in Sachsen-Anhalt zu sehen.
Anschließend fuhr ich zu einem Ort, an dem ich eine Kameraausrüstung für eine Strichspuraufnahme aufbaute. Dazu gehörten neben der Kamera ein 10 mm Objektiv, ein Stativ, ein Kabelauslöser, eine Akkustation, sowie eine Objektivheizung mit Stromversorgung. Das Ganze wurde in der Dämmerung aufgebaut, um unbeobachtet zu sein. Es soll ja keiner die Kamera nachts mitnehmen. Der Kabelauslöser wurde auf Dauerbetrieb gestellt in der Hoffnung, dass alles bis zur Morgendämmerung durchhält.
5. März 2021 - 19:51 Uhr
Danach fuhr ich zum Beobachtungsplatz am Kleßener See. Dort sind die Bedingungen zur Beobachtung des Zodiakallichtes optimal. Bereits 25 Minuten vor Dämmerungsende habe ich einen Himmelshelligkeitswert von 21,05 mag/arcsec² gemessen und konnte das Zodiakallicht bereits erspähen.
Nach dem Aufbau der Kameraausrüstung auf einer motorischen Nachführeinrichtung begann ich um 19:51 Uhr mit der Fotografie des Zodiakallichtes. Zu dem Zeitpunkt war es astronomisch dunkel. Der feine, das Sonnenlicht streuende Staub im Sonnensystem ist im Frühjahr sehr gut am Abendhimmel Richtung Westen zu sehen. Minute um Minute wird es schwächer, weil es tiefer unter den Horizont sinkt. Das Licht wirkt wie eine nach links geneigte Pyramide. Die Himmelshelligkeit betrug nun 21,31 mag/arcsec². Belichtungszeit: 1 Minute
5. März 2021 - 20:15 Uhr
Kurz vor dem Abbau der Ausrüstung belichtete ich noch ein paar Bilder des Planeten Mars neben dem bekannten offenen Sternhaufen der Plejaden. Die insgesamt drei Minuten belichtete Aufnahme zeigt auch sehr schön die blauen Staubnebel um die Plejadensterne. Der Mars ist der helle leicht orangefarbene "Stern" links unterhalb des Sternhaufens.
Belichtungszeit: 3 Minuten
5. März 2021 - 21:50 Uhr
Nun ging es an die Fotografie an meinem 16-Zoll Newton Teleskop. Die dunkle, mondlose Zeit wollte ich meinen Lieblingsobjekten widmen, den Galaxien. Nachdem die computergesteuerte Nachführung bei der ersten Galaxie so gar nicht funktionieren wollte, suchte ich gleich die Nächste auf. Man kennt ja mittlerweile seine Technik.
Beim zweiten Objekt lief es dann super. Das Bild zeigt links die "Bärentatzen-Galaxie" NGC 2537. Eine kleine Zwerggalaxie in nur 26 Millionen Lichtjahren Entfernung. Obwohl sie kleiner ist, als die Magellanschen Wolken zeigt sie aufgrund ihrer Nähe einige Details.
Rechts im Bild ist die Galaxie IC 2233 zu sehen. Eine Spiralgalaxie, die wir genau von der Seite sehen. Darum ist sie sehr lang und schmal.
Belichtungszeit: 20 Minuten
5. März 2021 - 22:40 Uhr
Als nächstes Ziel wurde die großartige Spiralgalaxie NGC 3184 ausgewählt. Bei dieser Galaxie schauen wir direkt frontal auf die Scheibe, so dass die Spiralarme mit all ihren Details wunderbar zu erkennen sind. Auch sie ist mit 30 Millionen Lichtjahren relativ nah.
Belichtungszeit: 25 Minuten
5. März 2021 - 23:20 Uhr
Es folgte die Galaxie NGC 2775. Feine ringförmige Strukturen bestimmen das Bild dieser 55 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie im Sternbild Krebs.
Belichtungszeit: 17,5 Minuten
Die Himmelshelligkeit verbesserte sich auf 21,45 mag/arcsec².
Dafür wurde es allmählich frisch. Die Temperatur fiel von 4°C zu Beginn der Tour auf -3°C.
6. März 2021 - 00:00 Uhr
Der größte Asteroid Vesta befand sich eine Nacht zuvor in seiner günstigsten Beobachtungsposition und war mit einer Helligkeit von 5,85 mag bei guten Bedingungen theoretisch mit bloßem Auge zu erkennen.
Da die Bedingungen gut waren und ein heller Referenzstern in der Nähe stand, konnte ich den Kleinplaneten indirekt mit bloßem Auge im Sternbild Löwe erspähen. Eine Premiere für mich. Der erste mit bloßem Auge gesichtete Asteroid. Es wird wohl der einzige bleiben, denn alle anderen Objekte dieser Klasse sind deutlich lichtschwächer.
Zusätzlich machte ich vier Aufnahmen im Abstand von etwa 20 Minuten, um die Bewegung des Asteroiden direkt abzubilden. Kein schönes Bild, es sollte nur als Nachweis dienen.
6. März 2021 - 00:20 Uhr
Währenddessen liefen die Aufnahmen von Galaxien weiter. Es folgte das Trio NGC 3169, 3166 und 3165 in 50 Millionen Lichtjahren Entfernung. Die Galaxien zeigen einige Details wie Staubbänder, Gezeitenschweife und Spiralstrukturen.
Belichtungszeit: 20 Minuten
6. März 2021 - 00:40 Uhr
Kurz nach der astronomischen Mitternacht versuchte ich mich am sogenannten Gegenschein. Das ist ebenfalls der Staub des Zodiakallichtes, welcher aber genau gegenüber der Sonne steht und eines der lichtschwächsten Phänomene am Nachthimmel ist. Für die Sichtung des Gegenscheins braucht es perfekte Bedingungen und einen sehr dunklen Himmel.
Das schien an dem Abend der Fall gewesen zu sein, denn ich konnte ihn mit indirektem Sehen eindeutig als schwache Aufhellung unterhalb des Sternbilds Löwen wahrnehmen. Ein Kontrollfoto zeigte den Gegenschein dann sehr deutlich. Wieder eine Premiere. Die Himmelshelligkeit erreichte den Bestwert in dieser Nacht von 21,55 mag/arcsec². Das geht noch besser, aber es hat gereicht.
Belichtungszeit: 5 Minuten
6. März 2021 - 01:00 Uhr
Noch ein Galaxientrio wollte ich aufnehmen. Messier 105, sowie NGC 3371 und 3373. Die beiden erst genannten elliptischen Galaxien sind etwa 32 Millionen Lichtjahre entfernt, die kleine Spiralgalaxie dagegen 69 Millionen Lichtjahre.
Direkt rechts neben der kleinen Spirale ist eine längliche Strichspur zu sehen. Dies ist ein Asteroid, der sich während der Aufnahmen weiter bewegt hat. Allerdings ist es mir noch nicht gelungen, ihn zu identifizieren.
Belichtungszeit: 20 Minuten
6. März 2021 - 01:50 Uhr
Bevor der Mond aufgehen und den Himmel erhellen würde, versuchte ich ein wirklich weit entferntes Objekt zu fotografieren, nämlich den Galaxienhaufen Abell 2218 im Sternbild Drache. Die Ansammlung schwacher Lichtflecken in der Bildmitte sind Galaxien in gigantischen 2,3 Milliarden Lichtjahren Entfernung.
Die größere bläuliche Spiralgalaxie links vom Haufen ist dagegen nur etwa 320 Millionen Lichtjahre entfernt. Der Galaxienhaufen ist bekannt für einige Gravitationslinsen, Verzerrungen der Raumzeit, denen das Licht folgen muss. Ansatzweise sind im Originalbild einige zu erkennen. Es wird ein weiterer Versuch folgen, denn die Luftruhe war nur mittelmäßig, der Höhe über dem Horizont war noch nicht maximal, die Nachführung lief nicht perfekt und der aufgehende Mond beendete den Versuch vorzeitig. Belichtungszeit: 25 Minuten
6. März 2021 - 02:40 Uhr
Nach dem Aufgang des Mondes wurde es zu hell für die Fotografie schwacher Galaxien, so dass ich jetzt noch einige Kugelsternhaufen ablichten wollte. Das sind gewaltige kugelförmige Ansammlungen von zehntausenden Sternen.
Zuerst war Messier 53 an der Reihe. Ein recht heller und großer Vertreter dieser Objektklasse.
Belichtungszeit: 7 Minuten
6. März 2021 - 02:55 Uhr
Es folgte NGC 5053, der sich nur ein kleines Stück nebenan befindet. Dieser Kugelsternhaufen ist deutlich lockerer aufgebaut und enthält viel weniger Sterne. Fast sieht er wie ein offener Sternhaufen aus.
Belichtungszeit: 10 Minuten
6. März 2021 - 03:20 Uhr
Bei NGC 5466 hatte ich keine Ahnung was mich erwarten würde. Klein aber fein. Hier ist die Zugehörigkeit zu den Kugelsternhaufen wieder deutlicher zu erkennen.
Belichtungszeit: 10 Minuten
6. März 2021 - 03:50 Uhr
Zuletzt war dann noch ein echtes Highlight an der Reihe. Der bekannte Messier 3. Ein wunderschöner Anblick, egal ob mit dem Auge am Teleskop oder auf einem Foto.
Belichtungszeit: 5 Minuten
Die Himmelshelligkeit ist nun dank dem tiefstehenden Halbmond wieder auf 20,80 mag/arcsec² angestiegen. Dafür ist die Temperatur weiter gefallen auf -7°C.
6. März 2021 - 04:30 Uhr
Ein kurzer Blick auf den Mond musste aber noch sein.
Für Detailaufnahmen stand er dann aber doch zu tief.
Anschließend wurden alle Gerätschaften abgebaut.
Gegen 05:00 Uhr erspähte ich dann noch eine Lichterkette von Starlink-Satelliten, die knapp zwei Tage zuvor gestartet wurden und noch sehr eng zusammen standen. Sehr tief am Ost-Horizont waren sie in der beginnenden Dämmerung deutlich zu sehen.
6. März 2021 - 05:15 Uhr
Schlafen gehen war aber noch nicht angesagt. Zuvor musste ich meine Kameraausrüstung zurückholen. Zum Glück stand sie noch da. Allerdings nahm sie keine Bilder mehr auf. Ich befürchtete Schlimmes. Der Akku war leer, aber zum Glück endete die Stromzufuhr etwa 30 Minuten nach dem Aufgang des Mondes, als die Bilder schon heller wurden. So konnte dann dieses Bild zusammengesetzt werden. Es bedurfte wenig Nacharbeit, da kaum Flugzeuge am Himmel unterwegs waren. Eine Folge der Corona-Pandemie.
Belichtungszeit: ca. sechs Stunden und 15 Minuten.
6. März 2021 - 05:45 Uhr
Eigentlich wollte ich auch noch den Sonnenaufgang mitnehmen, aber nun zogen tatsächlich dichte Wolken auf und es reichte noch für ein Foto des Mondes in der Morgendämmerung, bevor auch dieser hinter dichten Wolken verschwand. Perfektes Timing. So war dann also doch noch ein früher Feierabend möglich und eine perfekte Nacht ging zu Ende. Gute Nacht!